Kibunet

Kibunet, eines der fünf Gewinnerteams bei BW Goes Mobile 2016, hätte um ein Haar gar nicht beim MFG-Ideenwettbewerb mitgemacht. „Wir hatten unsere App Kibunet ja bereits 2014 veröffentlicht“, berichtet Saskia Jancik, „da dachten wir: das ist bestimmt nichts für uns.“

War es aber doch. Jancik und ihr Ehemann und Geschäftspartner Heiko Stapf hatten bereits eine funktionierende Version von Kibunet für iPads im App Store veröffentlicht. Damit können Kinder gemeinsam mit ihren Eltern oder Erziehern am Tablet mithilfe vorgegebener grafischer Elemente Kinderbücher gestalten. Sich allein über die Verkäufe an Endkunden zu finanzieren, war schwierig. Die beiden Entwickler wollten aber nicht aufgeben und Kibunet weiterentwickeln sowie besser vermarkten.

Positiv überrascht

In der auf die Kreativwirtschaft spezialisierten Beratungsstelle K3 in Karlsruhe riet man den beiden zu einer Bewerbung bei BW Goes Mobile – ein „Tritt in den Hintern“, so Jancik, und das im richtigen Moment: „Wir haben uns eine Woche vor der Deadline beworben. Das ging, weil die Hürden niedrig sind. Bei vielen Wettbewerben muss man ja sehr viel Papier einreichen. Bei BW Goes Mobile war es eher unbürokratisch, weil für die erste Einreichung eine kompakte Konzeptbeschreibung reicht.“

Und auch sonst hielt der Wettbewerb für mobile Anwendungen bisher viele positive Überraschungen für die Karlsruher bereit. Die erste davon: Kibunet zählt zu den fünf Gewinnerteams, die Jury war von der Idee für eine Kinderbuch-App in der ausgeschriebenen Kategorie „Kindergarten – neu erlebt“ am meisten überzeugt. Die zweite positive Überraschung: BW Goes Mobile bringt weitaus mehr als die 10 000 Euro Fördergeld. „Am Anfang war das Preisgeld unsere Hauptmotivation“, gesteht Saskia Jancik. Schnell stellte sich heraus, dass das Mentoring noch viel wertvoller ist. Die BW-Goes-Mobile-Sieger bekommen nämlich einen Ansprechpartner als Mentor aus ihrem Geschäftsbereich für die Umsetzung der Konzeptidee an die Hand. Im Falle von Kibunet ist das Roland Grimmelsmann, Co-Geschäftsführer des Freiburger Herder-Verlags. „Er weiß, wo die Bedürfnisse von Verlagen liegen. Und er hat viele hilfreiche Kontakte im Verlagssektor“, sagt Saskia Jancik.

Maßgeschneidert für Verlage

Die weiterentwickelte Kibunet-App soll sich nun vor allem an Kinderbuchverlage richten. Diese Verlage sind noch auf der Suche nach funktionierenden digitalen Geschäftsmodellen. Ihnen bieten die beiden Entwickler ein maßgeschneidertes Produkt - im wahrsten Sinne des Wortes. „Gemeinsam mit unserem Mentor haben wir die Idee des Whitelabeling entwickelt“, erzählt Saskia Jancik.

Das heißt: Die beiden konzipieren ihre App als neutrale, offene Plattform; diese dient dann als Grundlage für die von den Verlagen mit ihrer individuellen Corporate Identity und ihren eigenen Figuren gestalteten digitalen Kinderbücher. „Wir bieten somit ein fertiges Produkt an, das den Verlagen eine lange Entwicklungsphase und viele Kostenrisiken erspart“, fasst Saskia Jancik zusammen - gute Verkaufsargumente, zumal sich mittlerweile in vier von zehn Haushalten ein Tablet findet: allesamt potenzielle Kibunet-Kunden.

Den Kindern gefällt’s

Das beste Argument für Kibunet dürften allerdings die Kinder von Saskia Jancik und Heiko Stapf sowie deren Freunde sein. Sie (und übrigens auch ihre Eltern) haben Spaß an der App und sie kommen auch schnell mit der Bedienung klar. Außerdem bauen sie mit der App nicht nur Kinderbücher, sondern auch Collagen.

„Das geht nach dem Motto ‘Blumentopf hinter Omakopf’“, berichtet Saskia Jancik, „also haben wir Schweinenasen eingebaut, Brillen, Hörner … alles Zutaten für lustige Collagen.“ Die sind was für die jüngsten Nutzer; etwa ab drei Jahren kann man Kibunet nutzen. Sobald die Kinder lesen und schreiben können, entfacht das ganz neuen Ehrgeiz. Und Erwachsene haben womöglich Lust, Gute-Nacht-Geschichten für ihre Kinder zu bebildern - oder die Paargeschichte ihrer Freunde zur Hochzeit. „Man kann Geschichten sogar gemeinsam weiterschreiben“, sagt Saskia Jancik.

Funktionierende Netzwerke

Die Chancen stehen also gut, dass Kibunet seinen Weg in den Markt findet. Derzeit entwickeln Saskia Jancik und Heiko Stapf ihre App gemeinsam mit Steffen Reichelt weiter, der als Entwickler neu ins Team gestoßen ist. Außerdem werden mit der Hilfe des Mentors aus dem Herder-Verlag fleißig Kontakte in der Branche geschlossen.

Und noch ein Netzwerk hat funktioniert: das der Kreativwirtschaftberatung im Land. Den beiden Kibunet-Machern ist nämlich kurzfristig der Programmierer abgesprungen. „Unter anderem das K3 hat dann sein Netzwerk aktiviert, und binnen 24 Stunden hatten wir einen neuen Programmierer“, berichtet Saskia Jancik. Nun komplettiert Steffen Reichelt das Kibunet-Team.

Bis Mitte Juli haben die Entwickler Zeit, die neue App fertigzustellen. Dann präsentieren sie ihre Ergebnisse vor einem großen Fachpublikum. Obwohl sich die beiden in ihrem Büro in einem hübschen Karlsruher Altbau daneben auch noch um ihre User-Experience-Agentur Cybermanufaktur kümmern müssen, empfinden sie die Deadline der Umsetzungsphase eher als Ansporn: „Es ist hilfreich, genaue Ziele zu setzen und Kibunet im Sommer so richtig am Markt zu haben. Zum Glück haben wir uns genau dafür entschieden.“