Lazy Owl Games

Mit dem Smartphone Wartezeiten zu überbrücken, ist vielleicht nicht die produktivste Möglichkeit, ein Smartphone zu nutzen – aber eine, wegen derer viele ihr Handy besonders lieben. Das vom Ludwigsburger Entwicklerteam Lazy Owl Games bei BW Goes Mobile 2016 eingereichte Konzept könnte für die Nutzer daher zu einer echten Herzenssache werden. Lazy Owl Games hat bei dem MFG-Wettbewerb für mobile Anwendungen in der Kategorie „Warteschlange – nie langweilig“ gewonnen und entwickelt nun eine kurzweilige Smartphone-Anwendung, mit der die Nutzer ein wenig Zeit totschlagen können.

Nun gibt es schon unzählige Spiele fürs Smartphone. Also haben Marie Wellershoff und ihr Geschäftspartner Patrick Ferling nach etwas Besonderem gesucht. Ihr Konzept: eine App, die auf die Umwelt reagiert, und zwar auf Töne. „Vor allem die Umgebungsgeräusche ändern sich ständig“, sagt Marie Wellershoff, „und das hat Auswirkungen auf das Spiel. Wenn jemand neben dir etwas sagt, oder wenn eine Bahn vorbeikommt zum Beispiel.“

Und was wird da gespielt? Einen Namen habe die App noch nicht, sagt Marie Wellershoff. Aber das Konzept ist schon klar: „Du surfst über Wellen“, sagt die 28-Jährige, „die Wellen werden vom Sound generiert. Wenn es laut ist, sind sie hoch, wenn es ruhig ist, sind sie flach.“

Ein Teil der Arbeit: Surfervideos anschauen

Wellershoff hat in Trier und Ludwigsburg intermediales Design und interaktive Medien studiert. Ihr Geschäftspartner Patrick Ferling ist 29, er hat in Weingarten Informatik studiert und lernte Wellershoff während eines Praxissemesters in Ludwigsburg kennen. Seit zwei Jahren entwickeln sie gemeinsam Apps und Spiele für Smartphones. Für ihre Warteschlangen-App suchen sie nach der richtigen Mischung aus Bedienbarkeit, Design und Reaktionen auf Umgebungsgeräusche.

Dabei gibt es mehr zu bedenken, als der App-Nutzer möglicherweise wahrnimmt. Zum Beispiel die Steuerung: die App soll mit einem einzigen Knopf gesteuert werden. Bis das wirklich eingängig und einwandfrei funktioniert, muss viel programmiert und ausprobiert werden. Für eine ansprechende Gestaltung hat sich Marie Wellershoff dutzende Surfervideos bei Youtube angesehen, um ein Gefühl für die Surf-Optik zu bekommen. Ihre Zeichnungen müssen dann den Weg in den Computer und schließlich in die App finden. Und: „Man hat natürlich nur begrenzt Zeit, Dinge auszuprobieren. Wir haben einen Zeitplan erstellt, nachdem wir vorgehen, um uns nicht im Detail zu verlieren. Ganz wichtig ist es hier, mehr Zeit einzuplanen, als man denkt, da vieles nicht auf Anhieb funktioniert."

Know-How aus dem Europa-Park

Die 10.000 Euro, die Lazy Owl Games im Rahmen von BW Goes Mobile erhalten haben, seien ein enormer Startvorsprung, sagt Wellershoff: „Junge Start-Ups haben es anfangs nicht leicht, sich selbst zu finanzieren und müssen daher oft Auftragsarbeiten für andere Firmen erledigen. Dank des Preisgelds können wir fast unsere ganze Energie in die Entwicklung der App stecken und so im Zeitplan bleiben.“

Ein klein wenig ist es natürlich auch der Erfolg des Mentors, den Lazy Owl Games im Zuge ihres BW-Goes-Mobile-Gewinns zugeteilt bekommen haben: Steffen Kottkamp vom Europa-Park in Rust. Vor den Attraktionen dort muss man sich auch manchmal anstellen und der Europa-Park hat untersuchen lassen, wie sich die Besucher in der Warteschlange verhalten. Ergebnis: die Interaktion mit der Gruppe ist wichtig. Für die Warteschlangen-App von Lazy Owl Games heißt das, dass man sie auch gemeinsam spielen können muss. Und tatsächlich soll die in Ludwigsburg entwickelte App im Sommer im Europa-Park getestet werden.

Wie vermarkten?

Egal, ob sie unter tatsächlich Wartenden getestet oder von Freunden und Bürokollegen: Die App von Lazy Owl Games muss intuitiv zu bedienen sein, und sie muss auch in ganz kurzen Wartezeiten Spaß machen – etwa, wenn man mal eine Minute auf den Bus wartet. „Die App soll die Zeit vertreiben und auch ganz einfach zwischendurch funktionieren“, weiß Marie Wellershoff.

Zwei Spiele-Apps haben Wellershoff und Patrick Ferling bereits zusammen entwickelt. Sie wissen: Auch wenn eine App gelungen ist, wirft sie nicht von selbst Geld ab. Unter anderem um dieses Problem zu lösen, erhalten die BW-Goes-Mobile-Gewinner Coachings. Er sei positiv überrascht, wie viel er aus dem ersten Coaching mitgenommen habe, berichtet Patrick Ferling – beispielsweise zum Thema Businessplan. Auch wenn der Nutzer davon am Ende möglichst wenig mitbekommen soll: selbst hinter der kleinsten Spiele-App steckt ein Vermarktungskonzept. Auch darum geht es in den Coachings für die fünf BW-Goes-Mobile-Gewinnerteams.

Ihre Wartepausen-App wollen Lazy Owl Games gratis anbieten und dann auf Käufe loyaler Nutzer hoffen. Free-to-Play nennt man dieses Modell, bei dem Nutzer sich etwa andere Figuren oder zusätzliche Funktionen kaufen können. Die Nutzer dazu zu bewegen ist die große Kunst des App-Designs: „Wenn der Nutzer unsere App häufig spielt und Spaß hat, ist es ihm vielleicht auch wert, eine Erweiterung in unserem Shop zu kaufen. Was uns natürlich sehr freuen würde, da wir dann an weiteren Spielen arbeiten könnten“, berichtet Wellershoff.

Ganz wichtig: ein Trailer

Damit die Nutzer Geld ausgeben, müsse eine App gut designt sein, fehlerfrei laufen und vor allem vor der Veröffentlichung gut getestet worden sein. „Und wir müssen natürlich einen Trailer machen“, sagt Marie Wellershoff – also einen kleinen Film, der die App vorstellt. Dazu kommt die Vermarktung über Websites wie Touch Arcade, wo beispielsweise Blogger auf der Suche nach neuen Apps sind, die sie ihrem Publikum vorstellen können.

Für alle diese Schritte haben sich Lazy Owl Games drei Monate Zeit genommen – maximal. Bis Ende März steht der Prototyp, danach wird optimiert und veröffentlicht. Und dann heißt es: Warten, wie die App ankommt. Sollte es ihnen dabei, was nicht anzunehmen ist, langweilig werden – Marie Wellershoff und Patrick Ferling haben dann eine App, mit der sie die Zeit gut totschlagen können.